Vom 21. Juli bis zum 1. August 2020 war Ansgar alleine in Portugal unterwegs und ist in 13 Tagen von Nazaré bis nach Porto gepilgert. Seine Eindrücke und Empfindungen hat er in diesem Reisebericht zusammengefasst.

Haben Sie selbst Lust einmal diese Pilgerreise zu erleben, dann ist unsere Tour PK2 Fátima genau das Richtige für sie:

Tour Fátima - Von Fátima nach Porto

Tag 1: Nazaré – Batalha

Heute beginnt meine erste Pilgerreise auf dem Jakobsweg in Coronazeiten. Die Anreise mit Flugzeug von Bremen nach Porto und später mit dem Bus bis nach Nazaré war problemlos. Alle trugen Masken und verhielten sich vorbildlich. Auch später z.B. im Hotel sind alle Menschen sehr gut eingestellt auf die momentane Situation. Sehr gut.

Nazaré ist berühmt für die höchsten Surfwellen der Welt. Ich gehe vom Busbahnhof aber gar nicht erst zum Strand, sondern direkt auf den Caminho nach Batalha. Heute liegt bei schwül-warmen Wetter eine längere Pilgerstrecke vor mir. Es geht erst lange durch den Wald. Hier wird an den unzähligen Pinien Harz gewonnen, das später zu vielen verschiedenen Dingen verarbeitet wird (u.a. auch zu Kosmetika).

Im Tagesverlauf geht es durch viel ländliches Gebiet mit kleinen Dörfern und noch kleineren Dorfbars. Auch hier tragen fast alle Maske.

Ziel heute ist das nette kleine Städtchen Batalha. Hier treffen wir auch auf den Höhepunkt des heutigen Pilgertags: Die gotische Klosterkirche von Batalha. Schon beim Pilgern auf dem Jakobsweg kurz vor dem Etappenziel tauchte die Silhouette dieser wunderschönen Kirche auf.

Der Tag klingt aus mit einem Kaltgetränk auf dem Platz vor diesem fantastischen gotischen Gotteshaus.

Tag 2: Batalha – Fátima

Heute hält der Jakobsweg eigentlich eine kurze Strecke von 16,9 km für mich bereit. Leider gibt es einige Berge und zudem ist heute wohl der heißeste Tag auf dieser Pilgerreise. In den nächsten Tagen soll es ein bisschen abkühlen und so wird das Pilgern komfortabler.

Bis heute Morgen hatte ich ganz verdrängt: Fátima ist ja von Hügeln umgeben, die es zu erklimmen gilt. Berge sind sehr schön anzusehen, aber in der Regel sehr unpraktisch. Besonders bei mehr als 30 Grad. Insgesamt gab es drei knackige Steigungen die zu bewältigen waren. Immer aber wurde ich von schönen Aussichten (und Dorfbars auf dem „Gipfel“) belohnt.

Es ging durch viel schöne Landschaft und einige kleinbäuerliche Dörfer mit kleinen Feldern und Obstplantagen. Die Menschen am Weg sind alle sehr freundlich und interessiert an durchwandernden Pilgern.

Beeindruckt haben mich die vier alten Portugiesen, die auch bei 30 Grad in ihrer Stammkneipe beim Kartenspielen nicht ihre Masken abgenommen haben.

In Fátima angekommen bin ich zuerst zum Heiligen Bezirk mit der Basilika gepilgert und habe dort meine Gebete verrichtet.

Alles war sehr ruhig beim „Nationalheiligtum“ der Portugiesen. Ich selbst habe Fátima noch nie mit so wenigen Pilgern gesehen.

Morgen geht es mit viel Elan Richtung Norden nach Leiria.

Tag 3: Fátima – Leiria

Etwas niedrigere Temperaturen (nur bis 27°C) und eine leichte Brise machten die heutige Etappe auf dem Jakobsweg nach Leiria erträglich. Der Tag begann mit einem sehr schönen Weg aus Fátima heraus. Der Pilger ist sehr schnell im Grünen und nur der Lärm der Autobahn stört am Anfang ein bisschen.

Es wurde aber zunehmend einsamer und irgendwann war ich ganz allein in der Natur. Gefühlte 15 km ging es einsam durch Wälder und über den Höhenzug, der Fátima vom Rest der Welt trennt. Die Natur dort oben und auch die fantastischen Aussichten haben mich an die Maragateria und die Leoner Berge erinnert. Wunderschön.

Der Weg nach Leiria hinein war nach der langen Ruhe erst mal schwierig. Viele Autos und viel Lärm. Aber die Innenstadt dieses netten Städtchens belohnt den Jakobspilger für den vorangegangenen Zivilisationsschock.

Gemütlich auf einem der vielen schönen Plätze Leirias klingt der Tag aus.

Tag 4: Leiria – Aroeira

Der Jakobsweg musste heute Morgen erst mal warten. Ich habe mich so in die Plätze Leirias verliebt, dass ich mir auf einem davon ein gemütliches Frühstück gegönnt habe. Zum meinem sehr großen Glück kam auch noch ein Straßenmusiker dazu, der wirklich großartig war.

Anschließend musste dann doch gepilgert werden: Erst mal aus der Stadt heraus und dann lange am Fluss Lis entlang. Hier und auch den weiteren Tag über war die ausgeklüngelte Bewässerungstechnik der portugiesischen Kleinbauern zu bewundern. Selbst kleinste Felder sind noch über handgegrabene Kanälchen an das Bewässerungssystem angeschlossen.

Erstes Ziel war das nette Dörfchen Amor (Was ein schöner Name!). Hier erzählten mir zwei Hausfrauen die Geschichte von Dom Dinis, dem die Wasserstelle bei der Kirche geweiht ist.

Über schöne Waldwege führte der Caminho nach Monte Real. Das sehr verspätete Mittagessen war sehr notwendig und hat gemundet. In einem noch richtigen Tante-Emma-Laden konnte ich alles finden für das Picknick am Abend am Pool.

Tag 5: Aroeira – Paiâo

Happy Jakobustag!

Der Tag auf dem Jakobsweg begann heute mit einem schönen Waldweg, der dann später etwas sandig wurde. Eigentlich noch gut zu begehen, aber doch anstrengender als auf festen Pfaden zu pilgern.

In Guia habe ich mich dann für die Mühe mit einem fantastischen Kaffee belohnt. Hinter Guia ging es dann auf kleinen, schönen Sträßchen durch „Streubesiedlung“. Der Pilger bekam viel vom alltäglichen Leben der Menschen, die hier leben, mit. Und zu meinem allergrößten Glück traf ich ausgerechnet in einer Hungerphase einen mobilen Obst- und Gemüseladen. Das Besitzerehepaar strahlte so viel Freude aus, dass es extrem ansteckend war.

Ziel der Etappe ist ein kleines, aber lebendiges Dörfchen mit einer gemütlichen Familienpension.

Ich lasse jetzt den Abend in der Dorfkneipe von Paiâo ausklingen. Benfica spielt um die Meisterschaft und fast alle Senioren des Dorfes haben sich eingefunden, um ihren Verein zu unterstützen.

Und für morgen freue ich mich schon auf das Wiedersehen mit dem Atlantik und auf den schönen Strand von Figueira da Foz.

Tag 6: Paiâo – Figueira da Foz

Der Tag auf dem Jakobsweg begann heute mit einer Überraschung: Der sehr schöne Weg hinaus aus Paiâo läuft entlang eines „Höhenzugs“ mit sehr schönem Blick ins Tal. Und im Tal gab es Morgennebel. Und das im Juli. Da fühlt der erfahrene Pilger sich doch sofort nach Galicien versetzt. Ist auch kein Wunder: Wenn die Sprache schon fast dieselbe ist, warum dann nicht auch das Wetter.

Es ging durch einige kleine Ansiedlungen (mit interessant dekorierten Vorgärten) hinunter ins Tal und dort wird der interessierte Pilger ein weiteres Mal überrascht. An einer gänzlich unerwarteten Stelle und ohne ein zugehöriges Dorf treffen wir an der Landstraße auf vier Restaurants. Und alle haben schon am Vormittag geöffnet. Die Restaurants sind auf Aal spezialisiert. Viele Portugiesen kommen von weit her, um hier den angeblich besten Aal Zentral-Portugals zu essen. Figueira da Foz ist seit langem für seine Aale berühmt. Außerdem wurde auf dieser Seite des Mondego-Flusses schon seit langer Zeit in Salinen Meersalz gewonnen. Hierzu gibt es vor Ort auch ein Museum und man kann das berühmte Flor de Sal auch in verschiedenen Shops kaufen.

Figueira da Foz wird über eine riesige Brücke erreicht und ist im Zentrum eine wirklich angenehme Stadt mit einem unglaublich großen Strand. Die müden Pilgerbeine müssen einen halben Kilometer über den Strand laufen, bis sie endlich am Wasser sind. Das hat sich aber gelohnt und im Atlantik ist die Entspannung dann perfekt.

Tag 7: Figueira da Foz – Praia da Tocha

Für die Strecke von Figueira nach Praia da Tocha gab es heute perfektes Jakobsweg-Wetter. Fast immer bedeckter Himmel und zwischendurch und am Ende nochmal richtiger Nebel. Bei Temperaturen von 22 °C. Da macht das Pilgern Spaß. Leider werden die Fotos nicht so schön.

Der Weg begann mit einer sehr schönen Strecke an der Steilküste entlang. Zwischendurch wurde ein alter Steinbruch passiert und es ging bis nach Praia de Quiaios (10,5 km). Die wunderbaren Aussichten waren heute dann leider ein wenig vernebelt.

Ab Praia de Quiaios begann das Abenteuer: 13 Kilometer am Strand entlang. Eine sehr „meditative“ Strecke. Es gibt nichts, das den Pilger in der Meditation stören könnte. Rechts die Dünen und links die Brandung. Sonst nix.

Oder doch? Auf 13 Kilometer Strand habe ich insgesamt drei Angler getroffen: Den Bären, den Deutschen und den Betenden. Also liegt an diesem Strand die Anglerdichte bei einem Angler alle gut vier Kilometer.

Und später ganz gemein: Durch den Nebel war auch das Ziel erst ganz am Ende zu erblicken. Und da waren die Beine schon so müde.

Insgesamt war es aber ein wirklich schwer beeindruckendes Naturerlebnis. Empfohlen zur Nachahmung, auch wenn es ein bisschen anstrengender ist, als über Asphalt zu pilgern.

Eigentlich wollte ich noch spektakuläre Sonnenuntergangsbilder liefern. Aber Ihr wisst schon … der Nebel.

Tag 8: Praia da Tocha – Praia de Mira

Der heutige Pilgertag auf dem neuen Jakobsweg begann wieder mit Nebel. Nach Aussage von Claudia und Ryan, die hier ein Surferhostel betreiben, ist das normal, wenn es im Inland so heiß ist. Die Feuchtigkeit wird vom Atlantik an die Küste „gesaugt“. So gegen 12.00h ist der Spuk dann normalerweise vorbei. Der Nebel gestern bis abends war angeblich eine der wenigen Ausnahmen.

Die Wanderung begann in einem schönen, vernebelten Wald einige Kilometer von der Küste entfernt. Gegen 12.00h verschwand dann auch der Nebel.

Je näher es zur Küstenlinie ging, desto sichtbarer wurden die Schäden, die der letzte Waldbrand vor einigen Jahren hinterlassen hat. Inzwischen sind zwar die meisten verkohlten Bäume entfernt, aber dort wo noch welche stehen, sieht es echt gespenstig aus. Sehr schön ist es zu sehen, wie die Natur sich das verwüstete Gelände wieder zurückholt.

In Praia de Mira kam ich so rechtzeitig an, dass ich noch ein wenig (bei dann immer noch 22 °C) am Standleben teilnehmen konnte.

Die Krönung dieses Pilgertags auf dem Caminho war eine Spezialität aus dem Raum Porto: Eine Francesinha (Die berühmt ist für ihre vielen Vitamine.)

Den Sonnenuntergang habe ich dadurch leider um einige Minuten verpasst. Aber Abendstimmung war noch da.

Tag 9: Praia de Mira – Costa Nova

Heute war es ein gerader Tag auf dem Jakobsweg. Viele Kilometer fast ohne Kurven. Aber trotzdem ist es irgendwie beim Pilgern nie langweilig.

Morgens bin ich mit der inzwischen gewohnten Morgendiesigkeit aus Praia de Mira raus und am Kanal entlang. Hier beginnt die riesig lange Ria de Aveiro. Rias sind hier und in Galicien große (teilweise fast fjordartige) Buchten, die bis weit ins Land hinein Ebbe und Flut haben und teilweise trockenfallen wie das norddeutsche Wattenmeer. Die Ria de Aveiro erstreckt sich über eine Strecke von über 40 km und machte die Wegfindung für diesen neuen Jakobsweg schwierig.

Costa Nova, das heutige Etappenziel, und auch die nächsten kleinen Städtchen bis hinauf nach Furadouro sind alle auf Sandbänken gebaut, die in dieser Form erst seit höchstens 200 Jahren existieren.

In Barra de Mira bin ich in der „besten Bar am Ort“ João und seinem Sohn begegnet. João hat fünf Jahre in Venezuela und 12 Jahre in den USA gelebt, um dann am Ende doch wieder in sein Heimatdorf zurück zu kommen. In seiner Bar muss sein „filio“ in den Sommerferien nun den Job des „empregado“ lernen.

Kurz bevor es wieder losgehen sollte traf ich noch Steffi aus Berlin und Toni, ursprünglich aus Barra de Mira, aber in Berlin aufgewachsen. Die beiden wollen im Elternhaus von Toni ein Tierheim eröffnen. Bei „Goodbye Deutschland“ haben sie sich auch schon beworben.

Zwei sehr spannende Menschen und ich wünsche ihnen alles Gute bei der Verwirklichung ihres Traumes. Im nächsten Jahr werde ich mal nachfragen.

Nach vielen schönen, geraden Wegen habe ich dann das bezaubernde Costa Nova erreicht und reiche jetzt auch endlich den Sonnenuntergang nach.

Tag 10: Costa Nova – Torreira

Morgendunstig ging es auch heute auf den Jakobsweg. Fürs Pilgern hatte ich bisher mit dem Wetter sehr viel Glück gehabt. Leider konnte ich aufgrund der Dunstigkeit die bunten Häuser von Costa Nova heute Morgen nicht in ihrer ganzen Leuchtkraft fotografieren.

Hinter Costa Nova ging es erst mal über große Straßen und große Brücken bis in den Hafen von Aveiro und anschließend mit der Fähre rüber nach São Jacinto.

Die Landstraße von São Jacinto nach Torreira hat leider keinen Seitenstreifen etc. und ist bei der rasanten Fahrweise einiger Portugiesen nicht wirklich sicher.

Also ist die Alternative durch ein Dokumentationszentrum zum Lebensraum der Dünenlandschaft von São Jacinto hindurch und dann einige Kilometer durch den dazugehörigen Wald. Dieser Wald hat am anderen Ende einen „Hinterausgang“ zum Strand. Anschließend folgten dann noch mal acht Kilometer Strandpilgern.

Von dem dort gefundenen Strandgut und den Begegnungen habe ich Euch ein paar Bilder mitgebracht. Ich hoffe, Ihr erfreut Euch daran.

Zum Schluss musste ich feststellen, dass Torreira deutlich hübscher ist, als ich es in Erinnerung behalten habe. Wenn die Füße nicht geschmerzt hätten, wäre ich sicher noch länger für einen Stadtbummel geblieben. Ich habe mich aber doch bald in meine Unterkunft (mit Pool) begeben.

Tag 11: Torreira – Furadouro

Die heutige Etappe auf dem Jakobsweg sollte nur eine kurze von ca. 15 km sein. Ich habe mir aus diesem Grund einen „faulen“ Vormittag gegönnt und noch mal den Pool vom Hotel in Torreira genossen.

Als das Pilgern dann um 12.00h doch los ging, schien auch schon die Sonne.

Erst ging es noch ein wenig an der Ria entlang. Wieder waren viele Fischer in zum Teil noch traditionellen Booten unterwegs. Der große Fischreichtum in diesem Gewässer hat mit den Gezeiten zu tun, die immer wieder neue Nährstoffe in die Ria spülen. Und außerdem scheinen sich viele Fische im Brackwasser (Salz- und Süßwasser gemischt) wohl zu fühlen.

Auf dem weiteren Weg bin ich an einem historischen Bewässerungsbrunnen vorbeigekommen. Alles was zwar verrostet aber noch gut zu erkennen. Betrieben wurden die Brunnen z.B. mit Ochsen. Sehr spannend. Heute wird natürlich alles mit modernen Pumpen bewässert.

Insgesamt war zumindest die zweite Etappenhälfte eine sehr sandige Sache. Die Wege waren sandig und die Felder der Bauern auch. Ich frage mich, wie man diesem sandigen und kargem Boden noch so viel Gemüse etc. abgewinnen kann.

Der spätere Weg durch den Dünenwald und dann durch die „Buschzone“ war wirklich außerordentlich schön. Ein bisschen böse war ich auf manche Oleanderbüsche, die den Pilgern den Caminho streitig machen wollen und einfach in die Wege reinwachsen.

Furadouro ist ein sehr nettes Etappenziel, jetzt zur Hochsaison aber trotz Corona etwas zu touristisch.

Tag 12: Furadouro – Espinho

Der heutige Tag auf dem Jakobsweg begann wie gewohnt nebelig. Schon gestern Nacht gegen 23.00h zogen feuchte Nebelschwaden durch Furadouro. Und das Ende Juli. Fürs Pilgern ist das allerdings klasse. Ich habe gehört, in Deutschland sind es deutlich über 30 Grad. Wie unangenehm.

Die erste Tagesüberraschung war ein kleiner Fischmarkt inklusive Auktion am Dorfrand. Halbe und ganze Kilo Fisch wurden an die Dorfbevölkerung und sicher auch an den einen oder anderen Restaurantkoch versteigert.

Anschließend ging es sechs Kilometer geradeaus durch den Wald. Durchaus interessant. Sehr schöner Dünenwald.

Nach dem ein sehr schönes Feuchtgebiet hinter den Dünen auf Holzstegen passiert wurde, ging es eigentlich nur noch am Strand entlang.

Die Strände wurden voller und das ganze Ambiente immer städtischer. Noch den vielen Tagen Pilgern durch die Provinz war das schon gewöhnungsbedürftig.

Espinho gehört zwar nicht zu Porto, aber irgendwie doch zum Großraum und ist entsprechend quirlig und laut. Ich habe mich zur Entspannung an den Strand gesetzt und den Surfern bei ihrer vergeblichen Suche nach der perfekten Welle zugeschaut. Sehr meditativ. Zum ersten Mal habe ich auch versucht, Fotos davon zu machen. Schaut mal.

Sitze jetzt auf dem Balkon eines Surferhostels und höre dem Autokorso beim Hupen zu. Die Fußballmannschaft von Porto hat gegen den Erzfeind Benfica gewonnen. Herzlichen Glückwunsch!

Ich überlege morgen gar nicht ganz nach Porto hinein zu gehen, um mir den Großstadtstress zu sparen. Porto kenne ich ja schon. Wahrscheinlich fahre ich zu Han in Ponte de Lima und übernachte dort.

Nun hoffe ich, dass die Fans irgendwann aus den Autos aussteigen und in die Bars gehen, damit ein armer Pilger endlich schlafen kann.

Hier an der Küste ist es schon ein wenig anders als im Inland. Viel mehr Menschen sprechen Spanisch oder Englisch, was meinem Portugiesischtraining nicht gerade gut tut. Und vieles ist natürlich ein bisschen touristischer. Ich bin froh über die ersten Pilgertage im Inland. Es war ein anderes Portugal, sehr ehrlich. Und ich vermisse die kleinen, urigen Dorfbars mit einem Durchschnittsalter der Besucher von jenseits der 70.

Tag 13: Espinho – Porto

Der heutige Tag auf dem Jakobsweg ist leider der letzte dieser Pilgerreise. Aus dem schon recht städtischen Espinho geht es in die richtige Großstadt Porto.

Der Morgen beginnt mit einer Überraschung: Anscheinend sind alle Bewohner und Touristen aus Espinho gleichzeitig auf den Beinen und machen Morgensport. Auf der Promenade gibt es eine regelrechte rush hour. Der Atlantik ist voller Surfer und der Holzsteg Richtung Porto voll mit Walkern, Joggern, Spaziergängern und einem Pilger. Es ist ja Sonntagmorgen und da ist bei uns zuhause auch fast alles auf den Beinen.

Der Weg von Espinho bis nach Porto ist mit kilometerlangen Holzstegen präpariert. Da fällt das Pilgern leicht. Nur mit den Stöcken sollte man aufpassen und nicht zwischen die Bohlen gelangen. Dann kann es sein, dass die Stöcke zurückschlagen.

Es war schon sehr spannend, dem vielfältigen Treiben am anfangs noch ziemlich nebeligen Strand zwischen Espinho und Porto zu beobachten. Insgesamt war es mir persönlich aber zu wuselig und zu städtisch. Aber sicher eine gute Vorbereitung für die Heimkehr.

Porto entschädigte mich nachher (wie immer) mit seiner Wärme und Schönheit. Ich mag diese Stadt einfach ganz besonders.

Insgesamt war es eine ganz herausragende Pilgerreise. Das erste Mal habe ich so etwas wie ein Pilgertagebuch (fast) live veröffentlicht. Das hat mir super viel Spaß gemacht. Ich würde mich über Rückmeldungen sehr freuen.

Falls Ihr jetzt auch Lust auf diese Strecke bekommen habt: Vom 12. bis 24. Oktober 2020 bieten wir diese Tour mit mir als Reiseleitung an. Und ich weiß aus sicherer Quelle, dass noch Plätze frei sind.

Und lasst Euch nicht von Corona verängstigen. Meine komplette Reise war sicher und bestimmt die beste Therapie, um aus dem Pandemie-Blues zu entkommen.

Bom Caminho!